Rüstung im Mühldorfer Hart

Zeitzeugen zum Arbeitseinsatz der Häftlinge

 

Bei aller möglichen Faszination über die gigantischen Ausmaße oder die riesigen Dimensionen des Bauwerks darf das Wichtigste aber nicht vergessen werden: Die Arbeit zur Errichtung der Flugzeughalle hatten dabei die Häftlinge der umliegenden Konzentrationslager und Zwangsarbeiterlager zu leisten. Systematisch wurden hierbei kranke und unterernährte KZ-Häftlinge durch Arbeit vernichtet.

 
Der Mühldorfer Anzeiger berichtete im Jahre 1955 über das Schicksal des Häftlings David Lapka, Nr. 3 252 647:

"Er war in Mettenheim anfänglich mit dem Aufbau der sogenannten Finnenzelte, mit Wegebau und ähnlich "harmlosen", weil den Körper wenig strapazierenden Arbeiten beschäftigt, um plötzlich erfahren zu müssen, daß es auch im Mettenheimer Forst etwas noch schrecklicheres als die Auschwitzer Krematorien gab: die Menschenvernichtung durch Arbeit und Hunger.

Anfang 1945 wurde er dem sogenannten "Mettenheimer Zementkommando" zugeteilt, und dieses Kommando war nichts anderes als eine Methode der Vernichtung durch Arbeit.

Die Menschen dieses Kommando wogen, wenn es hoch kam, an die 130 Pfund. Diesen ausgemergelten Körpern wurden Tag um Tag, von früh bis spät, papierene Zementsäcke auf die schmalen Schultern gelastet und die mußten zügigen Schritts hundert, zweihundert, ja dreihundert Meter weit geschleppt werden. Die Zementsäcke aber wurden in ununterbrochener Folge auf frischverlegten Eisenbahngleisen von den Güterzügen in den Mettenheimer Forst gerollt. Sobald die Rolltüren eines neuen Waggons aufgeschoben wurden, stand vor seiner Zugangsrampe eine lange Reihe von Häftlingen. Der Erste lief schnurstracks über die Rampe, nahm den Kopf vor, hob die Schultern an, ließ sich den Sack ins Genick lasten und hastete davon. Das stand schon der Zweite da. Dann der Dritte, einer nach dem anderen der schier unabreißbaren Kette. Denn sobald der Letze die Rampe passiert hatte, stand schon wieder der Erste parat. Stunde um Stunde, Tag um Tag.

Es gab nur eine Unterbrechung, die 15 Minuten Mittagspause, die hinreichen mußte, die "Bunkersuppe" zu löffeln.Wer in dem grausigen Reigen liegen blieb, den peitschten Knüppel hoch, und nur wer für immer liegen blieb, fand die endgültige Ruhe. Die Ruhe irgendwo drinnen im Wald, wo man Ende Mai, Anfang Juni schaurige Massengräber finden sollte."